Die Zeit des Wartens hat ein Ende - seit heute Morgen 5.00 Uhr rollt sie wieder, die härteste Wüstenrallye der Welt Paris-Dakar. Und schon am ersten Tag stand den Fahrern dann auch die längste Etappe von insgesamt 916 Kilometer nach Südfrankreich bevor, 6 Kilometer davon wurden allerdings nur gewertet. Für das BMW Motorrad Team Gauloises war es ein Auftakt nach Maß, es konnte gleich den ersten Etappensieg verbuchen. Nani Roma fuhr zeitgleich mit Giovanni Sala (KTM) über die Ziellinie. Die Zeit der Sieger 3 Minuten 37 Sekunden. "Trotz des schlechten regnerischen Wetters war dieser erste Tag für mich auf der R 900 RR pures Fahrvergnügen.", so BMW-Pilot Roma. "Die vielen begeisterten Zuschauer während der ganzen Etappe, es war unglaublich." Freude auch bei seinen Teamkollegen. Für Jimmy Lewis, Cyril Despres und John Deacon verlief der Auftakt zur 23. Rallye Paris-Dakar mehr als zufriedenstellend. Der US-Amerikaner Lewis konnte sich über den 5. Platz freuen ( 0:03). Der jüngste unter den BMW-Fahrern Despres kam auf Platz 10 ( 0:08) und der Engländer Deacon auf Platz 13 ( 0:18). Die Frau im BMW Motorrad Team Gauloises Andrea Mayer kam mit einem Abstand von 1:25 als 93. ins Ziel. Die intensive Vorbereitung auf die Rallye hat sich gelohnt. BMW Motorrad Sportchef Berthold Hauser zeigt sich nach dem ersten Tag zufrieden: "Es war heute zwar noch nicht die große Herausforderung für uns, trotzdem hat das BMW Motorrad Team Gauloises schon einmal gezeigt, dass wir ganz vorn mit dabei sind. Diese erste Etappe war vor allem auch eine gute Show für alle Motorrad-Fans." Morgen geht es auf der zweiten Etappe von Narbonne nach Castellon-Costa Azahar (Spanien). Dabei sind von den Fahrern insgesamt 560 Kilometer mit einer Wertungsprüfung von 30 Kilometer zurückzulegen. Die Speciale führt über eine Hochebene mit Weingebieten und dem für die Gegend typischen Gebüsch und steinigem Untergrund.
Interview des Tages mit Berthold Hauser, BMW Motorsport Chef
Der Startschuss zur Rallye ist gefallen. Nach Wochen der Vorbereitung - was war das heute Morgen in Paris für ein Gefühl? Hauser: Endlich ist es losgegangen. Wir haben natürlich alle diesem Tag entgegengefiebert, die Pferde haben schon tüchtig mit den Hufen geschart und unsere Motorräder mit den Stollenreifen. Jetzt löst sich die Spannung, jetzt sind wir voll auf das Rennen konzentriert.
?Wie haben Sie die Fahrer auf die heutige erste Etappe eingestimmt?
Hauser: Das wichtigste war, ihnen klar zu machen, nicht gleich übermütig zu werden. Die Etappen in Europa sind eine Show, um den Einstieg in die Dakar zu finden. Die schönste Antwort war die von unserem BMW-Piloten Cyril Despres kurz nach dem Zieleinlauf: "I had so much fun."
?Was müssen die Fahrer morgen auf dem Weg nach Spanien beachten?
Hauser: Morgen müssen sie aufpassen, dass sie keine Zeit verlieren. Sie wissen, dass sie ordentlich Gas geben können, das erlauben die fünf Maschinen. Und eins ist sicher: Unsere Fahrer werden auch morgen die Zähne blitzen lassen.
Hinter den Kulissen: Einfahren in Europa
Die ersten Etappen von Paris in Richtung Süden sind bei den Fahrern sehr unbeliebt. Kaum einer von ihnen zeigt hier, was er wirklich drauf hat. Der Rallyetross ist fast ausschließlich auf Autobahnen und gut ausgebauten Straßen unterwegs. Die Strecken gehen oft über 600 bis 700 Kilometer. Das meiste davon ist natürlich Liaison. Die Speciales auf den Europa-Etappen sind zwischen mal fünf, mal 40 Kilometer kurz. Dabei geht es über Schlammpisten oder Teststrecken in Südfrankreich, die auch schon mal durch Weinberge führen. Andrea Mayer erklärt, warum die Fahrer diesen Teil der Rallye nicht so mögen: "Bei den Straßenetappen stehen wir Motorradfahrer unter einer großen nervlichen Anspannung. Wir fahren auf Autobahnen oder öffentlichen Straßen zusammen mit dem normalen Verkehr. Das gibt schon mal Probleme. Fast jeder von uns ist schon einmal gestürzt. Und auf den Straßen ist die Gefahr, sich zu verletzen, natürlich groß. Auch mit dem Bike kann bei solchen Stürzen viel passieren. Dann ist die Rallye vorbei, ehe sie richtig begonnen hat." Außerdem sind die ersten Januartage in Frankreich und Spanien meist kalt und naß, somit äußerst unangenehm für die Motorradfahrer. Also schaut jeder, dass er heil durchkommt. Dass die Organisatoren diese Strecken aber dennoch im Rallyeprogramm behalten, hat seine Gründe. Nur hier können europäische Zuschauer die Tour verfolgen, ihre Idole sehen, das Feeling der legendären Paris-Dakar hautnah miterleben. Auch die europäischen Medien sind hier noch zahlreich am Straßenrand und in den Biwaks vertreten. Den Sprung nach Afrika machen dagegen nur wenige. Auch Zuschauer gibt es außerhalb der afrikanischen Dörfer kaum noch. Die letzte Etappe vor Marokko ist für die Fahrer übrigens sehr wichtig. Hier heißt es, sich möglichst weit vorn zu plazieren. Denn dieser Rang bestimmt am Folgetag den Startplatz. Und wer will schon gern im Staub der anderen Fahrer starten?