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Pfingsten in den Pyrenäen


Kurz nachdem die Straßen trocken wurden vernahm ich von Helmut ein nörgelndes "sollen wir nicht jetzt doch lieber hier bleiben" über Funk. Doch an meiner Entschlossenheit die Truppe über den Pyrenaenhauptkamm zu führen, konnte er nicht rütteln. Dafür wurden wir auch belohnt, je höher wir gelangen, je näher rückten die tiefblauen Himmelslücken. Schon kurz vor der höchsten Stelle, wärmte uns die Sonne und wir entkleideten die mutigen Körper bis auf das nötigste. Spanien begrüßte uns mit trockenen griffigen Straßen. Die Fußrasten sollten den Belag ein wenig aufreiben. Die Preise in dem Mittagsstop lagen saftige 40% unter den französischen Erfahrungen und nachdem meine Vorstellungen von cafe cortado erklärt waren, wurde auch dieser Digestif der gute Abschluß eines gepflegten Zwischenstopps.
Auf der weiteren Fahrt führte uns Dirk über wunderschöne kleine Schlängelstraßen Richtung Heimat. Ralph drängte mir schon wieder die GS auf, diesmal allerdings mit dramatischem Ergebnis. Meine langjährige Geliebte (die RT) verlor zügig an Boden. Hatte ich mich vorher noch über Dirks zügigen Fahrstil gefreut und ab und an über Helmuts Kamikazeüberholmanöver gewundert, gondelte ich jetzt vermeintlich gemütlich auf der GS bei exakt demselben Tempo hinterher. In den Kurven konnte es eher noch schneller gehen und Ralph, dem es auch früher nie in den Sinn kam meine RT zu schonen, verschwand flugs im Rückspiegel. Eine kleiner, aber geiler Wahn überfiel mich und Helmut erschien nicht mehr ständig in Kurven in meinem Topcase. Nun verstand ich, warum er in Kurven immer aus meinem RT-Rückspiegel eine Lupe machte. Einige kleine Verbremser störten meine ansonsten saubere Linie, doch nach 20-30Km hatte ich mich erneut verliebt. Der ständige Streß ein Motorrad immer so zu bewegen, daß es gerade nicht aufsetzt, war verschwunden. Ich konnte meiner Kurvensucht freien Lauf lassen, ohne immer zu vermuten, das mein Hintermann die Metallsplitter meiner Fußraste ins Gesicht bekam. Wurde die Kurve enger, ließ ich mich einfach noch mehr hineinfallen. Ich spreche hier bewußt von kleinen winkeligen Straßen, denn es war noch nie meine Absicht maximale Schräglage bei Geschwindigkeiten jenseits der 80km/h zu erreichen, da bin ich auch mit der RT nur seltenst angeeckt. Ich fühlte eine neu Handlichkeit, die meinem schnell schwingenden Fahrstil auf ebendiesen französischen Sträßchen entgegenkam. In jedem Urlaub brachte ich die RT ein wenig tiefer, doch wenn es soweit kommt, daß man ständig aufpaßt, ob das nächste Hubbelchen den Boliden wieder krachen läßt, macht man sich so seine Gedanken. Die mich etwas besser kennen, wissen sicher was ich meine und vor allem, was ich NICHT meine (Highspeed-Heizerei). Nun denn, genug der Ausschweifungen, es soll ja kein Fahrbericht einer GS sondern ein Tourbericht werden. Der Montag begrüßte uns endlich so, wie wir es erwarteten. Strahlender Himmel, surrende Fliegen, zwitschernde Vögel.

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